Freitag, 27. Juli 2012

Mit dem Loveboat über die "Stehende Mast Route", 27.7.2012

"De Staanding Mastroute", ist eine ausgeschriebene Kanalroute, durch die man mit stehendem Mast problemlos von Vlissingen, durch die Vorgärten Hollands, bis nach Amsterdam kommt, sofern die Brücken und Schleusen mitspielen.
Unsere erste Übernachtung war in Kortgene, einem kleinen Dorf, das vom Tourismus lebt, bestehend aus einem großen Campingplatz, zwei Häfen und einer kleinen Strasse mit ein paar Gaststätten, nichts besonderes. Da wir auch erst um 23h ankamen, beschränkte sich unser Besuch auf einem kleinen Spaziergang mit einem abschließendem Glas Bier.

Stand die Freiheitsstatue nicht in NY?

Am nächsten Morgen sind wir schon früh weitergefahren, denn es lag noch ein weiter Weg vor uns und die Zeit wurde knapp. Bis ans Endziel Lemmer am IJsselmeer waren es zwar nur noch 100sm, die wir bis Sonntag hinter uns bringen mussten, doch da die Brücken und Schleusen nicht auf unser "Sesam öffne Dich" reagierten, standen uns lange Wartezeiten und Unterbrechungen bevor.
Wir haben immer noch Wind von West und so können wir nur ganz kurze Strecken segeln, aber trotzdem genießen wir die über weite Strecken idyllische Fahrt. Seltsam jetzt die vielen Menschen zu beobachten, die ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen, eine ganz andere Welt, als die unsere, in der wir die letzten 52 Tage gelebt haben...
Das Einkuppeln bereitet immer wieder Schwierigkeiten, gerade vor und in Schleusen oder beim Anlegen. Bei jeder kleinsten Veränderung des Motorengeräusches, bleiben mindestens zwei Herzchen kurzweilig stehen.
Nach gut 10 Stunden erreichten wir in den Abendstunden Dordrecht. Unmittelbar vor einer Kirche fanden wir einen Stegplatz, wo wir kostenlos übernachten konnten. Kaum hatten wir angelegt, fing es auch schon an zu regnen, doch auch der Regen konnte uns nicht davon abhalten, uns auf die Jagd nach was Essbarem zu machen.
Der erlegte Döner schmeckte himmlisch!

Dordrecht

Um sechs Uhr legten wir ab. Nur nach wenigen Seemeilen kamen wir an einer Brücke an, erfahrungsgemäß würden wir sicherlich eine ganze Weile warten müssen, bis sie für uns öffnet. Laut der Wasserstandsanzeige war 12m Luft unter der Brücke und mit einer Masthöhe von ca. 10m sollten wir problemlos unten durch kommen. Gesagt getan, mit Babyentengeschwindigkeit näherten wir uns langsam der Brücke. Aus der Entenperspektive unmittelbar vor der Brücke sah es aus, als würde der Mast definitiv oberhalb der Saling an der Brücke zerschellen...
Herzklopfen, mal wieder...
Klock-Klock-Klock...
Der Mast passte unten noch so gerade durch, aber die Antenne, die auf dem Mast befestigt ist, schleifte entlang der Querstreben der Brücke. Wir kamen durch! Der Mast steht noch! Die Antenne blieb ohne Schaden, die schon viel zu lang angehaltene Luft konnte wieder aus unseren Lungen entweichen.




Weiter ging es durch die Kanäle, entlang wunderschöner, teilweise recht ausgefallener Villen im Vorort Rotterdams. Die ersten Frühaufsteher saßen schon beim Frühstück auf ihrer Veranda und schauten verdutzt. Es kommt wohl nicht häufig vor, dass ein Segelboot unter amerikanischer Flagge an ihnen vorbeifuhr. An diese Blicke musste man sich erstmal gewöhnen, aber es erfüllte uns natürlich schon mit stolz. Langsam wird uns bewusst, was wir geschafft haben.

Clubhaus am Braassemermeer


Eine kleine Mittagspause legten wir in einem Clubhaus in Roelofarendsveen ein. Ein seltsames Gefühl, den hier auf dem Braassemermeer segel ich im Winter gewöhnlich Regatten. Langsam kommen wir nach Hause!

Das Highlight der 'Stehenden Mastroute' ist die nächtliche Fahrt durch Amsterdam. Bis um 1 Uhr versammeln sich alle Schiffe vor einer Schleuse. Nach einer kurzen Ansage über Funk, werden dann alle Brücken in Amsterdam für die Durchfahrt im Konvoi geöffnet. Ganze zwei Stunden geht es dann nacheinander durch Amsterdams Wohnzimmer. Viele Menschen schauen sich das Spektakel vom Ufer oder aus den Fenstern ihrer Wohnungen aus an, ein rot-grün-weißes Lichtermeer dass an ihnen vorbeizieht. Gegen 3 Uhr kommen wir an der letzten Schleuse vor dem Amstelkanal an. Der Amstelkanal verbindet das Ijsselmeer (Markermeer) mit der Nordsee.

Schleuse vor Amsterdam
im nächtlichen Konvoi durch Amsterdam

Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit entschließen wir uns, nicht wie geplant in Amsterdam zu übernachten, sondern die Nacht durchzufahren.
Am frühen Vormittag erreichen wir Lelystadt, wo Nadine und ich aussteigen. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Der kleine verrückte Franzose wird mir ganz schön fehlen! Auch die vielen leckeren Gerichte! Habt Ihr gewusst, dass man Kartoffeln nicht nur als Beilage sondern auch prima wie Gemüse in Soßen schnibbeln kann? Sogar zusammen mit Nudeln!!

Ein letztes Mal mache ich die Leinen los, diesmal aber bleibe ich auf dem Steg, während Sylvain und Matthias langsam aus dem Hafen tuckern.

Ich hoffe, er wird mir irgendwann verzeihen, dass ich seine Schweinefilets hab ins Meer fallen lassen und dass ich den letzten Müsliriegel heimlich aufgegessen habe (gut dass er nichts von den anderen weiß, wo er mich nicht erwischt hat...).
Sicherlich wird er mir nie die vielen Male verzeihen, wo ihm das Essen beim Kochen um die Ohren geflogen ist, als ich am Ruder stand, aber Sylvain, Du weißt doch, 'es war die Welle'!!




Abschied in Lelystad
Bye Bye



Donnerstag, 26. Juli 2012

Angekommen in Vlissingen, 26.7.2012

In der Einfahrt hatte der Motor mal wieder rumgezikkt, nachdem wir ihn gut 48h durch den Channel getreten haben. Es war auf unserer Reise sicherlich nicht die unangenehmste Stelle, an der er mal wieder ausgegangen ist, obwohl doch eigentlich schon...

Es war Ebbe und wir hatten gut 3kt Gegenströmung, als wir in die recht kurze Einfahrt rauschten, rechts und links die masthohe algenbewachsene Kaimauer. Direkt hinter der Einfahrt trennte uns eine Brücke von dem kleinen Innenhafen, weshalb wir zügig unsere Geschwindigkeit drosseln mussten. Dabei ging der Motor aus und ließ sich nicht wieder starten. Auf der Brücke stand die Hafenmeisterin, die uns zuwinkte und wissen wollte, ob wir einen Platz reserviert haben und gar nicht verstand warum wir lieber auf die böse Kaimauer zutrieben, anstatt näher zu kommen. Während ich versuchte, ihr mit Handzeichen zu erklären, dass unser Motor gerade den Dienst quittiert hat (die Hand von rechts nach links über den Hals, als würd mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt...), hechtete Sylvain zum Motor um ihn wieder anzukriegen - eine mittlerweile schon routinierte Aufgabe. Die Muscheln an der Kaimauer wollten gerade ihre Köpfe einziehen, als der Motor wieder ansprang und die Hafenmeisterin ganz schnell für uns die Brücke öffnete. Sie hatte mich demnach wohl doch richtig verstanden oder sie hatte Angst, ich würde ihr die Kehle durchschneiden wollen wenn sie es nicht täte...

Kaum waren die Leinen fest, ging der Stress gleich weiter. Es war zehn vor eins und in fünfzehn Minuten sollte der Zug mit unseren Liebsten eintreffen.
Schnell eine halbe Dose Deo unter die Arme, das extra für diesen Tag aufgehobene frische T-Shirt übergezogen, hasteten wir zum Bahnhof. Als wir ankamen, saßen die zwei schon im Bistro und tranken gemütlich ihr erstes (oder zweites?) Bier.
Das Wiedersehen nach 7 bzw. 9 Wochen war toll und intensiv. So viel gab es zu erzählen.
Da wir aber noch immer unter Zeitdruck standen, mussten wir auch direkt weiterfahren. Kurz noch eine Portion Kibbeling zwischen die Kiemen, die Taschen verstaut und weiter ging's...










Tage wie dieser, 26.7.2012

Ich wart seit Wochen auf diesen Tag und tanz vor Freude übers Deck. Als wär's ein Rhythmus, als gäb's ein Lied, das mich immer weiter durch das Wasser zieht. Komm Dir entgegen, Dich abzuholen, wie ausgemacht. Zu der selben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie's letzte Mal.
Durch das Gedränge an der Meeresenge, bahnen wir uns den altbekannten Weg. Entlang der Grachten zum nächsten Hafen, unter der Brücke. Wo Du wartest um mich in die Arme zu nehmen...

Strait of Dover, 25.7.2012

Vor 2h haben wir den Strait of Dover passiert, dem Nadelohr des Englischen Kanals. Wir sind rechtzeitig mit der Strömung um das Kap gekommen und fahren jetzt parallel des Fahrwassers. Entlang des Horizonts reihen sich die riesigen Supertanker und Frachter, wie LKWs auf einer Autobahn, nur dass wir den Seitenstreifen benutzen.
Bis zu 20 Kontakte im Umkreis von 3sm erscheinen auf dem Kartenplotter. Hin und wieder ertönt der Kollisionsalarm, aber wirklich eng wird es nie.
Der Sonnenuntergang läutet unsere letzte Nacht auf Hoher See ein. Etwas wehmütig wird man da schon. Wir haben es fast geschafft...
Noch einmal warm anziehen. Tagsüber wird man gegrillt, aber nachts muss man den Eiskratzer rausholen.

All inclusive Hotel Compagnon, 24.7.2012

Au Revoir Cherbourg! Wir sind wieder unterwegs. Cherbourg liegt im Kielwasser. Von der Stadt haben wir leider nicht viel gesehen, außer dem Döner und dem Hafen. Heute morgen haben wir noch neue Ölfilter gekauft (Safety First), uns von meinen Eltern verabschiedet und nehmen jetzt Kurs auf Calais, der wohl anspruchsvollsten Passage der ganzen Reise. Wenn alles klappt sind wir am Donnerstag in Vlissingen (NL).

Meine Mum ist die Beste! Da wir gestern Abend so spät eingelaufen sind, haben wir meiner Mutter die Einkaufsliste gesmst und sie hat sich natürlich nicht nur auf die 6 Dinge der Liste beschränkt und natürlich weiß sie ganz genau, was ich so gerne mag :)

Jetzt aalen wir uns in der Sonne und lassen den Autopiloten rackern, Essen den besten Apfelkuchen den ich in meinem ganzen Leben gegessen habe und lesen die ersten Seiten unserer neu aufgefüllten Bordbibliothek. Vorhin gab es Baguette mit Tomaten. Die 1. Tüte Katjes war innerhalb von wenigen Minuten verdaut. Wir haben soviele Dosen Cola mitbekommen, dass ich in den nächsten zwei Tagen definitiv nicht bei meiner Nachtwache einschlafen werde, dafür wohl aber alle zehn Minuten aufs Klo muss...

Im Radio läuft ein regionaler Musiksender. Nach fast 7 Wochen immer wieder den gleichen Liedern aus unseren iPods Weihnachten für die Ohren! Wir haben eine französische Tageszeitung, wo ich mir zumindestens die Bildchen ansehen kann und das Highlight des Tages werden sicherlich die zwei blutigen Filet Steaks, die heute Abend in der Pfanne brutzeln werden!

Also ein perfekter All-inclusive-Tag am Meer!

Dienstag, 24. Juli 2012

Cherbourg, 24.7.2012

Erst um 23 Uhr haben wir in Cherbourg festgemacht. Beim Einlaufen in den Hafen ist uns kurz vor der Einfahrt der Motor ausgegangen, aber mit der restlichen Fahrt und etwas Rückenwind, sind wir so gerade eben noch zum Anleger getrieben…
Abendessen bekamen wir in einem Kebap, den besten Döner den ich in meinem Leben gegessen habe.

Race of Aldaney. 23.7.2012

Wir wollten ursprünglich nach Brest, aber wir haben uns gegen Brest entschieden, da Cherbourg für unsere Weiterfahrt günstiger ist. Jetzt sind wir fast angekommen, nur 15sm bis Cherbourg, der Hafen ist seit 6h direkt vor uns, aber wir kommen nicht näher. Hätten wir das berühmt berüchtigte Kap de la Haque (Race of Aldaney) nur 1h früher erreicht, hätten wir bequem mit der Strömung den Hafen erreicht. Nun ist aber die Strömung mit 5,5kt genau so schnell wie wir mit Motor unter Volldampf fahren können und stehen seitdem mehr oder weniger auf der Stelle...
Jetzt müssen wir warten bis die Strömung halbwegs kippt, damit wir endlich die letzten 15sm hinter uns kriegen und wir noch schnell mit meiner Mum - die uns im Hafen erwartet - was Essen gehen können, bevor wir heute Nacht wieder auslaufen. Nichts für schwache Nerven...

Land in Sicht! 23.7.2012

Nach 11 Tagen auf See haben wir endlich wieder Land in Sicht. Auf Steuerbord taucht die Insel Alderney im Dunst auf. Jetzt müssen wir nur noch gegen die Strömung uns um das Cap de la Haque kämpfen, um dann auf Kurs nach Cherbourg zu gehen.

100sm vor Cherbourg, 23.7.2012

Der Englische Kanal, das Tor zum Atlantik, geprägt vom Rhythmus der Gezeiten und ewigen Westwind,
rau, gefährlich und unberechenbar.
Doch momentan ist die See glatt wie ein Babypopo und der Wind ist gänzlich eingeschlafen. Seit mehreren Tagen laufen wir unter Motor. Wieder so ein verfluchtes Hochdruckgebiet, schön einen wieder laufenden Motor zu haben.
Es ist 3h. Wir tuckern mit 6 Knoten übers Wasser, doch über Grund machen wir nur 3,5 Knoten. Die Strömung ist gegen uns. Sternenklare Nacht. Backbord querab sieht man ein schwaches Leuchten am Horizont. Die englische Stadt Plymouth. Wie gerne würde ich jetzt dort anlegen und Fish & Chips essen...
Rechts und links reihen sich riesige Frachter, Trawler und Tanker wie eine rot-grün-weiße Lichterkette aneinander. Aufpassen ist angesagt, denn wir kreuzen gerade das Fahrwassertrennungsgebiet und die Frachter sind teilweise mit bis zu 20 Knoten unterwegs und nehmen nur wenig Rücksicht, wenn ihnen ein kleiner Segler in die Quere kommt. Schon seltsam von heut auf morgen so viele Schiffe zu sehen. In der gesamten Zeit auf dem Atlantik haben wir insgesamt nur 5 Frachter gesehen.
Morgen Abend laufen wir Cherbourg an, wo mein Vater von Bord geht. Wir werden nur kurz was Essen gehen, Proviant und Diesel bunkern und dann direkt weiter fahren. Die Zeit drängt.

Das ist der Moment 20.7.2012

Was ist sinnvoller? Ein richtig richtig spannendes Buch zu Ende zu lesen oder das jetzt und hier zu genießen und die endlose Ruhe und Weite des Atlantiks in sich aufzusaugen, während die anderen gerade in der Koje liegen? Ok, die Frage habe ich mir soeben selbst beantwortet....
Das sind Augenblicke wonach ich mich später definitiv sehnen werde, einfach die Seele baumeln zu lassen, in Gedanken zu schwelgen, während die Zeit still steht, fern von jeglichen Aufgaben, Pflichten und Verantwortungen. So viel besser als die Zeit vorm Fernseher oder im Internet zu vergeuden.

Nichtsdestotrotz freue ich mich aber auch wahnsinnig in einer Woche wieder zu Hause bei meinem Schatz zu sein, meine Freunde und Kollegen wiederzusehen, zu arbeiten und den restlichen Sommer zu geniessen, glaube ich werde jeden Tag grillen und Spaghettieis essen... So viele wunderschöne Dinge, die auf mich warten...
Aber jetzt bin ich noch hier und lebe den Moment!

Noch 5 Tage bis nach Frankreich, 17.7.2012

Vor 5 Tagen sind wir in Horta gestartet und haben bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt, so einfach kann es sein, wenn man Rückenwind hat. Am zweiten Tag hatten wir Flaute, aber mit dem wieder funktionierenden Motor, haben wir das Hochdruckgebiet schnell hinter uns gelassen.
Der endlose Atlantik ist wieder unser Alltag, fern jeglicher Zivilisation. Die Sonne scheint, nur das ständige Summen des Autopiloten und das gelegentliche Schlagen des Grossegels ist zu hören.
Die Nächte werden zunehmend kühler und die Luftfeuchtigkeit steigt, je nördlicher wir kommen. Während der Nachtwache bleiben wir daher in den Kojen liegen, kontrollieren den Kurs übers iPhone und gehen nur halbstündlich für einen Rundumblick ins Cockpit.

Unser geliebter Rapalar an der Schleppleine wirbt unerwegt um die Gunst eines großen saftigen Fisches, aber bisher mochte keiner anbeißen.

Gestern Abend lief in unserem bordeigenen Kinosaal die "Aushilfsgangster". Der Film war so gut, dass all unsere Chipsreserven aufgebraucht wurden...

Vorhin haben wir angefangen unser Filmmaterial zu sichten und einen kleinen Trailer zusammenzuschneiden.
Tolle Aufnahmen, die wir gemacht haben...

Sonntag, 22. Juli 2012

Nordsee ist Mordsee, 22.7.2012

Zack! Da hat was angebissen! Wie von einer Tarantel gebissen rennt mein Vater ins Schiff und holt die Pfanne raus, während Sylvain und ich Hand über Hand die Angelschnur einholen. Es muss was riesiges sein, das angebissen hat, viel größer und schwerer als die 1,5m Dorade von vor 5 Wochen! Die Leine ist knapp 70m lang, ab und zu sieht man was weißes auftauchen. Im Geiste gehe ich alle Teile von der Weiße Hai durch. Wie tötet man einen weißen Hai und noch viel wichtiger, wie kriegt Sylvain ihn später in die Pfanne??? Mein Vater steht erwartungsvoll hinter uns, in der einen Hand die Pfanne, in der anderen - was sonst - eine Kamera. Wenn ich es nicht besser wüsste, ich könnte wetten wir haben japanische Vorfahren...

Noch 20m, wir müssen Handschuhe anziehen, so viel Zug ist auf der Schnurr. Wieder kommt dieses weiße Ungeheuer an die Wasseroberfläche und dann kommt die düstere Vorahnung...
Es wird heute keine Fischstäbchen geben. Ein Donald Duck großer Seevogel hat angebissen. Die Kamera wird weggelegt. Auch er hatte sich auf einen leckeren saftigen Fisch gefreut, doch es war unser Rapala mit seinen zwei tödlichen Angelhaken, in denen er sich verbissen hat.
Langsam ziehen wir das leblose Federvieh aus dem Wasser. Wiederbelebungsmassnahmen bleiben ohne Erfolg, wir können nur noch den Haken aus dem Schnabel entfernen und den Vogel wieder ins Wasser werfen. Auf dem Rücken schwimmend, treibt er in unserem Kielwasser davon. Es werden sich nun andere Tiere über ein Abendessen freuen. Trotzdem schade um das schöne Tier. Unser Rapala wird nun erst mal vom Dienst suspendiert und keinen weiteren Schaden anrichten.

Samstag, 21. Juli 2012

Delphineparade 21.7.2012

Man könnte meinen, dass nach 7 Wochen die fast täglichen Besuche von Delphinen langweilig werden, aber wir freuen uns jedesmal wie Kinder wenn sie kommen. Aber heute haben sich die Burschen nochmal so richtig ins Zeug gelegt, wohl weil es das letzte Mal war, bevor wir im Englischen Kanal sind.
Gegen 11 Uhr kamen "Große Atlantische Tümmler", die größten, die wir auf unserer Reise sehen durften mit ca. 2m Länge, zum Anfassen nah! Es waren bestimmt 20 Tiere, wenn nicht noch mehr. Einige tummelten sich am Bug, aber auch um das ganze Boot herum sprangen sie aus dem Wasser.

Der Höhepunkt war aber die 2. Gruppe, die uns am Nachmittag besuchte. Etwas kleiner als die Tümmler, wir glauben es waren "Gemeine Delphine", aber dafür waren es viel mehr und sie tobten sich über 10 Minuten in unserer Bugwelle aus. Wir haben wunderschöne Unterwasseraufnahmen gemacht.
Ein toller Abschied vom Atlantik!





Donnerstag, 12. Juli 2012

Weiter gehts! 12.7.2012

War nur eine Fliege in der Suppe. Motor läuft wieder rund, das Wetter ist traumhaft, wir fahren jetzt weiter

Bis in 10 Tagen!

XOXO

Hello Again 12.7.2012

Wir mussten nach 1h die Fahrt abbrechen und sind jetzt wieder im Hafen. Der Motor läuft noch nicht ganz rund, haben wir den Eindruck und lassen Jean-Pierre morgen früh noch mal antanzen, um dann hoffentlich am Vormittag einen neuen Versuch zu starten. Ärgerlich, aber auf die 8h kommt es jetzt auch nicht an. War eh kein Wind...

Safety First!

Dafür habe ich soeben meinem Robinson-Crusoe-Bart im Waschbecken versenkt, das nun leider verstopft ist... Sorry!

Mittwoch, 11. Juli 2012

Der Dritte Mann 10.7.2012

Nachdem sich der Nebel vom vergangenen Abend gelichtet hat, hat sich herausgestellt, dass der ominöse verwahrloste Mann, den wir gestern Abend in Peters Sports Bar aufgegabelt haben, mein Vater ist. Er ist schon am 1. Juli hier gestrandet und wartete seitdem sehnsüchtig auf unsere Ankuft. Er wird uns bis nach Brest begleiten. Wir freuen uns über die vorübergehende Entlastung und vor allem weil ich ab sofort nicht mehr spülen muss. Hehehe!

Heute waren wir drei sehr erfolgreich. Sylvain war heute morgen nochmal im Mast und hat alle Schrauben kontrolliert. Die Windsteueranlage hängt wieder da wo sie hingehört.
Wir haben es geschafft ein wenig aufzuräumen. Der Defekt am Motor ist gefunden. Morgen um 9h kommt ein Monteur, daher können wir voraussichtlich erst morgen Nacht auslaufen.

Den Abend haben wir dann wieder in Peters Bar ausklingen lassen und die verlorenen Pfunde der vergangenen 4 Wochen, sind nachdem hervorragendem Essen (fast so gut wie unsere franz. Bordküche) bald wieder alle drauf.

Von der Insel haben wir leider außer dem Hafen, Peters Bar, dem Bootsladen und dem Baumarkt noch nicht soviel gesehen. Vielleicht schaffen wir es morgen Nachmittag noch, eine kleine Erkundungstour zu starten.


Abschied von Horta 11.7.2012

Nachdem wir alle Arbeiten am Schiff erfolgreich beendet haben, haben wir uns 4h vor unserer Abfahrt Roller ausgeliehen und sind um die Insel gefahren.
Ein traumhafter Ort, paradiesisch wäre mein Schatz hier.
Wir fahren jetzt los, zusammen mit einem anderen Boot, drei Holländern, die mit uns rüberfahren. In ca. 10 Tagen sollten wir ankommen. Freuen uns drauf wieder aufs Wasser zu kommen.

Bis dahin sind wir wieder offline, nur unser SPOT wird natürlich wieder täglich unsere Position durchgeben.

XOXO
Die chaotischen 3




Dienstag, 10. Juli 2012

Lektion 1: Wir bauen uns einen Gasherd. 10.7.2012

Wenn man nicht eh schon genug zu tun hat, macht man sich am Besten noch mehr Arbeit, indem man ganz einfach mit einem kleinen Kurzschluss den Kerosinherd lahmlegt. Den Atlantik ohne Herd zu überqueren ist irgendwie blöd und daher baut man sich einfach einen Camping-Gasherd.

Dafür benötigt man:
1. Einen defekten Kerosinherd
2. Zwei Campinggaskocher
3. Eine Holzplatte in der Größe des alten Herds.
4. Versch. Holzlatten
5. Schrauben
6. Stichsäge
7. Bohrmaschine

Nach nur 1.5h sieht das Ganze dann so aus:


Montag, 9. Juli 2012

Im Dock 9.7.2012

Gestern Abend sind wir glücklich in Horta angekommen. Der Tag wollte gestern nicht umgehen, schon in den Morgenstunden tauchte die Vulkaninsel am Horizont auf, doch diese 45 letzten Seemeilen zogen sich wie Gummi. Erst um 21.30h sind wir im Hafen von Horta eingelaufen. Da der Motor ja defekt war, mussten wir mit der Genua reinsegeln.
Obwohl wir uns nicht sicher waren, ob man uns so stinkend und ungewaschen reinlässt, sind wir als erstes was essen gegangen. Wir wären sicherlich schneller gewesen, wären wir zum nächsten Restaurant nicht in Schlangenlinien gelaufen, aber nach 4 Wochen auf See, ist der Landfall etwas gewöhnungsbedürftig. Das Essen - es gab Steak - war natürlich nicht annähernd so gut, wie die französische Küche, die ich in den letzten Wochen genießen durfte, aber so ein richtiges frisches Steak zwischen den Zähnen zu haben, war schon toll.
Im Anschluss waren wir in Peters Sports Bar, dem weltbekannten Treffpunkt aller Segler überhaupt, wo Männer nur mit Vollbart reindürfen.
Da es auf der Insel nur Internet über WLAN gibt, haben wir hier erstmal bei einem schönen leckerem Bier unsere Blogs aktualisiert. Mensch hat uns das WWW gefehlt!
In der Bar hat außerdem eine betrunkener Seemann bei uns angeheuert, der seit 7 Tagen auf seinem Seesack mit Fernweh am Pier sitzt, um eine Mitsegelgelegenheit nach Europa zu finden. Wir sind ja nicht so und haben ihm eine Koje angeboten. Er hat sich riesig gefreut.
Er wusste natürlich nicht, was ihn am nächsten Morgen erwartete, bis wir ihm heute morgen die to-Do-Liste zeigten:
1. Autopilot austauschen
2. Windsteueranlage reparieren
3. Motor reparieren
4. Ersatzteile kaufen
5. Proviant einkaufen
6. Backskisten mit Bilgenfarbe streichen
7. Neue Seile an der Sailing durchziehen, für Radarreflektor und Gastlandfahne
8. Reling reparieren
9. Herd reparieren
10. Die Kojen gegen herausfallen bei Krängung sichern
11. Spülen (ich besteige nie wieder ein Schiff ohne Spülmaschine)

Natürlich haben wir nicht alle Arbeiten geschafft, obwohl wir bis in den späten Abend mit unserem neuen Crewmitglied ohne Pause und ohne irgendwas was von der Insel gesehen zu haben, gearbeitet haben. Morgen geht's weiter. Ob wir es schaffen wie geplant morgen Nacht wieder auszulaufen, ist fraglich.

Wir hauen rein.

Angekommen! 9.7.2012


Hehe :)

Land in Sicht! 8.7.2012

Sylvain beim Brot backen 7.7.2012

10 Dinge die uns fehlen 5.7.2012

Sylvain
1. Mein Schatz
2. Familie
3. Steueranlage
4. Freunde
5. Schokolade
6. Erde
7. Die Katzen
8. Das Labor
9. Internet
10. Dusche


Tommy
1. Family & Friends
2. Spaghettieis
3. Internet
4. Eine Dusche !!!
5. Muffin
6. Meine Kollegen
7. Autopilot
8. Rasierer
9." Jamaikas Kronjuwel"

Der Tropfen auf dem heißen Stein. 3.7.2012

04.00h Der Mond scheint hell und spiegelt sich auf dem schwarzen spiegelglatten Wasser, als wäre es Öl. Öl was wir jetzt gerne im Motor hätten...
Das Öl, welches wir erst vor 8h nachgefüllt haben, ist wieder komplett verschwunden. Der Alarm der Öldruckanzeige quietscht in unregelmäßigen Abständen, wie ein spät pubertierendes Hähnchen das zuviel gesoffen hat. Der Öldruck ist unter 0,5 bar... Weder in der Bilge ist Öl, noch wir es verbrannt. Es ist und bleibt ein Rätsel, wie das Öl in so kurzer Zeit verschwinden kann.

Sylvain schraubt am Motor rum, während ich weiter steuere. Neben uns tauchen Delphine auf. Ich vermute, sie dachten unser Hähnchen wäre ein Delphine auf LSD und sie könnten hier was abstauben. Sorry Jungs!

Wir entscheiden, den Motor besser abzustellen. Kein Wind zum Segeln... Unsere Euphorie von gestern Abend ist dahin. Wir gehen jetzt schlafen und hoffen auf mehr Wind.

21 Tage auf See 1.7.2012

Noch immer sind wir nicht auf den Azoren angekommen. Noch 500sm liegen vor uns. Aufgrund der vielen Stürme, dem ständigen Wind von vorne, den technischen Ausfällen (kein Internet, daher kein Wetterrouting, kein Autopilot, keine Windsteueranlage...) und zuletzt den vergangenen 4 Tagen, wo wir fast gar keinen Wind hatten, sind wir einfach nicht schneller durchgekommen. Die Zeit wird langsam knapp. Unser Empfangskomitee scharrt schon mit den Hufen. Auch wir sind langsam froh bald wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, nur da wir unserem Zeitplan mächtig hinterherhinken, werden wir nicht länger als 2-3 Tage bleiben können.

Man nennt ihn auch Mac Gyver! 26.6.2012

Der Atlantik hat viele Facetten. Momentan gleicht die Wasseroberfläche die eines heimischen Sees. Spiegelglatt. Kaum Wind zum segeln, unsere Spritreserven neigen sich dem Ende, sodass der Motor ersteinmal ausbleiben muss.
Wir haben noch 900 Seemeilen vor uns, bis Sonntag könnten wir unter normalen Umständen auf den Azoren sein, aber laut Wetterbericht werden wir erstmal nicht mehr Wind bekommen. Also erst am Dienstag wieder Land unter den Füssen?Langsam wünschen wir uns wieder einen Sturm herbei, damit wir vorwärts kommen...
Sylvain, von vielen auch Mac Gyver genannt, hat uns heute eine Selbststeueranlage gebastelt. 6 Gummischläuche an der Pinne und ein Seil an der Genua befestigt, hält uns nun seit 20sm perfekt auf Kurs. Sollten unsere endlos langen und quälenden Tag- und Nachtwachen jetzt ein Ende haben?
We will see!

Unterdessen haben wir endlich Zeit gefunden klarschiff zu machen. Die wahrscheinlich feuchteste Männer-WG zwischen Amerika und Europa ist zwischenzeitig ein Feuchtbiotop geworden. Alles klamm, klebrig und mit einer leichten Salzschicht bedeckt. Jetzt konnten wir endlich mal wieder durchlüften, die Matratzen zum trocknen rauslegen und aufräumen.

Mid Sommer Nacht, 21.6.2012

Was für eine wundervolle Nacht. Sternenhimmel, die Milchstrasse direkt über uns, nur mit der Genua rauschen wir mit 7 Knoten durch die Nacht. Der Wind ist mild, ab und zu spritzt Wasser übers Deck. Am Horizont sieht man vereinzelt Blitze. Seitlich spritzt das durchs Plankton wie Diamanten glitzernde Wasser an uns vorbei. Ringsherum ist alles schwarz. Keine Schiffe, nur wir ganz allein.

Miss U!!

Samstag, 7. Juli 2012

Walfischsuppe 7.7.2012

Wir waren gerade mal wieder mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs, als ich am Ruder stand und hinter mir eine Bewegung wahrnahm. Ich drehte mich um und sah plötzlich einen riesigen Wal auf uns zukommen. Anstatt mir in die Arme zu springen ist er dann - Gott sei Dank - unters Schiff abgetaucht, kam auf der anderen Seite wieder hoch und schwamm ganz langsam einen engen Kreis ums Schiff. Ob er das lecker duftende Brot gerochen hat?

Später sind in der Ferne immer wieder Wale aufgetaucht und zum Sonnenuntergang gab es noch mal Besuch einer Gruppe Delphine, die sich anscheinend über unsere mittlerweile 6kt-Fahrt gefreut hat. Der Wind har nämlich gedreht und ist etwas stärker geworden. Ob wir vielleicht doch schon morgen ankommen??

Die eigentlichen Herrscher des Atlantiks schauten mal kurz vorbei



Ein Hochdruckgebiet... 7.7.2012

...wovon jeder normalsterbliche nur träumen kann, sofern er nicht mit einem Segelschiff versucht, den Atlantik zu überqueren.
Ein Hochdruckgebiet, dass so groß ist wie Frankreich. Blauer Himmel, blaues Wasser, ABER KEIN WIND!
Seit 10 Tagen befinden wir uns in ihm, waren schon an dem südlichsten Rand angekommen, als es sich dann aber entschloss noch mal kehrt zu machen, um seinen dicken fetten Hintern über uns zu bewegen...
Die Delphine, die wir schon beim Namen kennen, kommen uns regelmässig besuchen. Manchmal glaube ich, dass sie sich über uns lustig machen...
Trotz allem haben wir es bis jetzt geschafft, die Finger von den Beruhigungs- und Betäubungsmitteln in der Bordapotheke zu lassen, obwohl Sylvain, als ihm vorgestern
die wohl einzige Welle im Umkreis von 1000sm die komplette Pfanne mit Currygemüse aus der Hand gerissen und auf dem Teppich verteilt hat, sicher gut eine hätte gebrauchen können.
Jetzt trennen uns "nur noch" 100sm
von den Azoren. 100sm, die wir unter normalen Umständen locker an einem Tag schaffen. Aktuell haben tatsächlich ein wenig Druck im Segel, aber leider immer noch direkt von vorne. Trotzdem hoffen wir morgen Nacht, nach 4 Wochen aus See in Horta anzukommen. Tag und Nacht versuchen wir das Boot auf maximal Speed und Kurs zu halten.
Weiss jemand, ob es in Horta einen Mc Donalds gibt?